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Rüttelstreifen sollen Unfallschwerpunkt entschärfen
Spätestens seit dem Osterwochenende hat die diesjährige Motorradsaison auch im Barnim wieder begonnen. Zwar hat sich die Zahl der Motorradunfälle im vergangenen Jahr positiv nach unten entwickelt, dennoch gibt es nach wie vor einige Gefahrenstrecken. „Zwischen Liepe und Oderberg oder auch am Werbellinsee gibt es Unfallschwerpunkte für Kradfahrer“, weiß Marcel Kerlikfosky, Leiter der Verkehrsunfallkommission im Landkreis Barnim, zu berichten. Es müssten daher weiterhin Maßnahmen entwickelt werden, mit deren Hilfe sich die Schwere der Unfallfolgen deutlich reduzieren und tödliche Unfälle besser vermeiden ließen.
Für den Abschnitt zwischen Liepe und Oderberg gibt es nun einen Modellversuch. Dort wurden in der vergangenen Woche Sondermarkierungen mit Rüttelstreifen installiert. „Neben der Straße ist für uns der Faktor Mensch von besonderer Bedeutung. Schließlich können die Fahrzeugführer den wirksamsten Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten. Ich erhoffe mir eine Erhöhung der Aufmerksamkeit und eine Reduzierung der Geschwindigkeiten“, erklärt Kerlikofsky den Ansatz.
Die Wahrnehmung beeinflusst den Fahrzeugführer in seinem Fahrverhalten und soll der Hauptansatzpunkt der gewählten Maßnahme sein. Dabei wird auf den haptischen und akustischen Effekt beim Überfahren der Markierung gesetzt. Mit der Farbgebung wird die Aufmerksamkeit nochmals erhöht.
Die Maßnahme stellt eine kostengünstige und effektive Möglichkeit dar, vor Gefahrenstellen zu warnen. Mit dem Verkehrsversuch ist eine Wirkungskontrolle verbunden. Dabei ist neben der Verkehrsunfallentwicklung, die Haltbarkeit der Rüttelstreifenmarkierung, das Fahrverhalten, das Geschwindigkeitsniveau, die Lärmemissionen und die Akzeptanz der Anwohner zu untersuchen.
Der Verkehrsversuch kostet 44.000 Euro. Dem gegenüber stehen jährliche Unfallkosten von 200.000 bis 900.000 Euro allein in den vergangenen zehn Jahren.
Zum Wochenende wird die Strecke nach Oderberg wieder vollständig freigegeben.
Schwierige Verkehrssituation
Die Verkehrsunfallkommission des Landkreises Barnim hat die Strecke zwischen Eberswalde, Liepe und Oderberg (L 291/L 29) in den vergangenen Jahren umfassend analysiert. Der schmale Querschnitt der Fahrbahn erfordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilnehmer. Darüber hinaus besteht aufgrund der vielen Kurven eine für die Nutzer anspruchsvolle Linienführung mit geringen Überholmöglichkeiten.
Aufgrund der Kurven ergeben sich mehrere Sicherheitsmängel
- Hohes Risiko der Fehleinschätzung einer streckenangepassten Geschwindigkeit
- Unterbrochene und dadurch eingeschränkte Sicht auf vorausfahrenden bzw. Gegenverkehr durch Vegetation
- Unstetiger Verkehrsfluss durch häufiges Bremsen und Beschleunigen (insbesondere bei Fahrzeugkolonnen)
- Häufige Richtungswechsel
- Häufiges Befahren der Gegenverkehrsflächen durch Schneiden der Kurven aufgrund geringer Fahrbahnbreite und fehlender Mittelmarkierung
Die Griffigkeit der Fahrbahn hingegen unterschreitet an keiner Stelle den Grenz- bzw. Schwellenwert. Sie gilt nicht als ursächlich für Unfallereignisse, muss jedoch als Unfälle begünstigender Faktor gewertet werden. Die Geschwindigkeitsbeschränkungen sind mit bis hinab zu 40 km/h bereits auf sehr geringem Niveau. Die Wirkung ist jedoch zur Vermeidung der auftretenden Unfälle als nicht ausreichend einzuschätzen.
Ein besonderer Schwerpunkt sind die Kurven am Ortsausgang Liepe. Dieser Abschnitt ist mit der Anzahl und der Schwere der Verkehrsunfälle mit der Beteiligung von Motorradfahrenden besonders auffällig. In den Jahren 2013 bis 2016 ereigneten sich 26 Verkehrsunfälle mit 9 Schwerverletzten und 10 Leichtverletzten. An 21 der insgesamt 26 Verkehrsunfälle waren Kräder beteiligt. Deshalb hat die Straßenverkehrsbehörde im Jahr 2017 beim zuständigen Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung einen Verkehrsversuch beantragt und genehmigt bekommen.