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Foto: A. Barz
Foto: A. Barz

Pressemitteilung -

Bogensee erhalten

Barnimer Landrat und Wandlitzer Bürgermeister fordern Abrissmoratorium

Das nördlich von Berlin, mitten im Wald gelegene Areal am Bogensee umfasst ein erinnerungskulturell wichtiges Gebäudeensemble von nationaler Bedeutung. Auf einer Fläche von etwa 17 Hektar zeugen verschiedene denkmalgeschützte Bauwerke von der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Nachdem das Areal seit nunmehr zwei Jahrzehnten leer steht, werden seitens des Eigentümers aktuell Pläne zu einem Abriss von Bogensee konkret.

Landrat Daniel Kurth: "Das bundesweit einzigartige Areal ist historisch sowie architektonisch von herausragender Bedeutung und unbedingt schützenswert. Die zuletzt wieder sehr intensiv geführte Diskussion zu einem Nachnutzungskonzept Bogensee ist bislang noch ohne Ergebnis und findet nach wie vor wenig Unterstützung durch die Berliner Landesregierung als Eigentümerin des Areals. Diese Diskussion muss fortgesetzt und zu einem für alle Seiten gewinnbringendem Ergebnis geführt werden."

Der Aufsichtsrat der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) plant derzeit Schritte zum Abriss von Bogensee. Gemeinsam mit weiteren Unterstützerinnen und Unterstützern fordern Landrat Kurth und Bürgermeister Borchert die BIM dazu auf, ein Abriss-Moratorium für Bogensee zu beschließen.

Bürgermeister Oliver Borchert: "Das Gesamtareal ist städtebaulich und historisch hochspannend. Die baulichen Zeugnisse auf dem Bogensee-Areal - FDJ-Hochschule und Goebbels-Villa - sind erinnerungskulturell von internationaler Bedeutung. Ein Abriss würde die Vernichtung eines wichtigen Erinnerungsortes bedeuten, davor kann ich nur warnen. Vielmehr sollten das Areal und die Gebäude erhalten und weitergenutzt werden, zum Beispiel als ‚Ort der Demokratie', des Austauschs und der Toleranz. Am Ende eines Abrissmoratoriums muss eine klare Aussage zur wirtschaftlichen Tragfähigkeit und zur historischen Aufarbeitung des Objektes stehen. Dafür wollen wir hiermit werben."

Ziel der Unterzeichner/innen ist es, die engagierten Diskussionen um den Erhalt von Bogensee und dessen sinnvolle Nachnutzung aufrechtzuerhalten. Für die Dauer von fünf Jahren dürfe es keinerlei Maßnahmen und Entscheidungen diesbezüglich geben. Die Sicherung des Bestandes müsse in dieser Zeit Priorität haben.

Im Rahmen des Moratoriums soll den beteiligten Akteuren Zeit gegeben werden, ein geeignetes Konzept zu entwickeln, das verschiedenste Interessen berücksichtigt und alle Nutzungsmöglichkeiten, insbesondere unter dem Aspekt des Denkmalschutzes und der besonderen historischen Bedeutung des Geländes, auslotet. Von besonderer Bedeutung ist, dass die zu entwickelnden Nutzungsformen und Investitionen den zweifellos notwendigen Finanzbedarf zur Wiederinbetriebnahme decken.

Sowohl der Landkreis als auch die Gemeinde machen zugleich deutlich, dass insbesondere die kommunale Ebene diese Mittel nicht zur Verfügung stellen kann. "Die Unterzeichnenden sind sich bewusst, dass eine realistische Nachnutzung für den Eigentümer finanziell akzeptabel sein muss", heißt es dazu in dem an die BIM gerichteten Forderungspapier.

Zugleich erklären sich der Landkreis Barnim und die Gemeinde Wandlitz bereit, nach dem Beschluss des Moratoriums die vorhandenen Dokumentationen für das gesamte Gelände zu aktualisieren und für eine gezielte Akquise von Nachnutzern aufzubereiten. Hierfür wird um die Zustimmung des Eigentümers, des Landes Berlin, gebeten. Das hierbei zu erstellende Exposé soll digital wie auch analog genutzt werden, um öffentliche wie private Einrichtungen als zukünftige Nutzerinnen und Nutzer gezielt und bedarfsgerecht anzusprechen.

Hinweis: Der komplette Text des Forderungspapiers kann auf der Internetseite des Landkreises Barnim unter www.barnim.de/bogensee abgerufen werden. Potenzielle Unterstützerinnen und Unterstützer finden dort auch die Möglichkeit, das Forderungspapier mitzuzeichnen.

Hintergrund: Während der NS-Zeit von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels als repräsentativer Landsitz genutzt, sind auf dem am Bogensee gelegenen Grundstück nach dem Zweiten Weltkrieg seit 1946 zahlreiche neue Gebäude errichtet worden. Hier entstand mit der FDJ-Hochschule "Wilhelm Pieck" und seinen Seminar-, Gemeinschafts- und Internatseinrichtungen die ideologische Kaderschmiede der DDR. Nach der Wiedervereinigung nutzte der "Internationale Bund für Sozialarbeit" bis 1998 (IB) Bogensee. Spätere Ideen und Pläne das Gelände und die Gebäude als Bildungscampus zu etablieren, haben sich bald zerschlagen. Eine dauerhafte und sinnstiftende Nutzung für das Areal, in dem differenziert über den Unrechtsstaat DDR und die NS-Diktatur aufgeklärt wird, ist bislang noch nicht gefunden.

Robert Bachmann
Pressesprecher

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